Projekt „Inwertsetzung Archäologische Fundstätte Bonn-Oberkassel“
Aussichts- und Informationsplattform an der Rabenlay
Hintergrund
Die 1914 im Zuge von Steinbrucharbeiten im Bereich der Rabenlay in Bonn-Oberkassel geborgene Doppelbestattung eines männlichen und eines weiblichen Individuums aus der Zeit um 14.000 v.Chr. zählt zu den bedeutendsten altsteinzeitlichen Funden Europas, vergleichbar in der Bedeutung dem Neandertaler. Die Originalfunde und die in den letzten Jahren neugewonnenen Ergebnisse werden im LVR-LandesMuseum Bonn präsentiert. Im Vorfeld des 100-jährigen Jubiläums der Entdeckung gab es Überlegungen, an der einstigen Fundstelle einen Ort zu schaffen, an dem die herausragende Bedeutung des Fundes in angemessener Weise gewürdigt werden sollte.
Projektgeschichte
Am Beginn des Projektes stand ein mit der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft durchgeführter Workshop, der sich mit der Aufwertung der bestehenden Informationssituation unterhalb der Rabenlay befasste. Quintessenz des Workshops war, dass der bisherige Platz als Vermittlungsort aufgrund seiner unzureichenden Einbindung in das Wegenetz und seiner versteckten Lage kaum geeignet ist, diesen einzigartigen Fund stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Während des Workshops wurden von studentischer Seite Überlegungen formuliert, den Vermittlungsort oberhalb der Fundstelle zu positionieren, wo sich Tafeln zur Doppelbestattung befanden. Diese Überlegungen wurden seit 2013 weitergeführt.
Beteiligte
Getragen wird die Initiative seitdem durch ein breites Bündnis, vor allem aus:
- Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V.
- Heimatverein Bonn-Oberkassel e. V.
- Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch e. V.
- Landesbetrieb Wald und Holz NRW
- LVR-LandesMuseum Bonn
- LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Förderer
Als Förderer konnte die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewonnen werden. Darüber hinaus wird die Realisierung durch das von Beginn an intensiv in das Projekt eingebundene Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und den Landschaftsverband Rheinland ermöglicht.
Planerischer Partner
Hierfür sind seit 2013 die Landschaftsarchitekten „die3“, Bonn, tätig. Im Austausch- und Abstimmungsprozess wurden die weiteren Schritte zur Realisierung der Vermittlungs- und Aussichtsplattform oberhalb der Fundstelle entwickelt. Von zentraler Bedeutung waren neben dem Vermittlungsaspekt zur Doppelbestattung die Belange des Naturschutzes. Erklärtes Ziel ist es insbesondere eine deutliche Fokussierung der Wegeführung zu erreichen, die das Netz aus Trampelpfaden im Bereich der bestehenden Aussichtssituation oberhalb der Rabenlay ersetzen soll. Zudem gibt es Überlegungen zu dem sich derzeit unterhalb befindenden Informationsplatz, gleichfalls aus Naturschutzaspekten. Die planerische und bauliche Umsetzung der Plattform liegt in den Händen des Ingenieursbüros Miebach, Lohmar, das vor allem im Brückenbau tätig ist und intensiv mit dem Werkstoff Holz arbeitet.
Konzept
Die Aussichtsplattform orientiert sich in ihrer Materialität an dem natürlichen und nachhaltigen Baustoff Holz. Das Tragwerk besteht aus einer Holzkonstruktion, die auf einem Widerlager aus Beton sowie einer Stahlstütze aufgelagert wird. Die Konstruktion ragt in Form eines Kragträgers über die Stütze hinaus. Durch diese Konstruktionsform bleibt der Gründungskörper in dem als eingeschränkt bebaubar ausgewiesenen Bereich, der Nutzer erhält jedoch die Möglichkeit auch darüber hinaus bis an die Abbruchkante zu gehen. Auf 16 Tafeln, die am Geländer der Plattform angebracht sind, gibt es neben Angaben zur Doppelbestattung weitere Informationen zum Naturschutzgebiet, der Geologie und verschiedenen Themen der Kulturlandschaft, die von diesem spektakulären Punkt oberhalb des Steinbruchs bei einem Blick in das Rheintal zu sehen sind.
Die Plattform kann, wie schon der früher am selben Ort bestehende Aussichtspunkt, von allen Interessierten jederzeit und selbständig genutzt werden. Gleichwohl ist vorgesehen, auch gezielte didaktische Angebote zu machen:
- Führungen durch ExpertInnen, beispielsweise im Quartalsprogramm des RVDL und im Programm des LVR-LandesMuseums angekündigt
- Hinweise im LVR-Landesmuseum auf die Plattform; hierfür könnte neben Informationstafeln auch eine Kamera eingesetzt werden
- Nutzung bestimmter Anlässe für Sonderangebote, z.B. „Tag des Geotops“ u.a.
Projektabwicklung
Die Projektabwicklung erfolgte über den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. als Fördermittelempfänger.
Ausblick
Am 17. September 2017 wurde die Plattform um 14 Uhr feierlich eingeweiht. Möglichst bis zum Ende des Jahres 2017 sollten dann die noch fehlenden Bestandteile realisiert werden: eine gestalterisch auf die Plattform abgestimmte Bank, eine Markierung der früheren Fundstelle sowie eine informative Ausschilderung in der Ortslage von Bonn-Oberkassel, die Einwohner und Gäste auf diesen besonderen Ort hinweisen und lenken soll. Die Finanzierung dafür ist mit den Mitteln der NRW-Stiftung gesichert.
Einweihung
Weitere Medien
Umgestaltung Aussichtspunkt
Fundstelle „Oberkasseler Mensch“
Ingenieurbüro Miebach
Entwurfszeichnung Aussichtsplattform
Grundriss, Schnitt, Querschnitt
Ingenieurbüro Miebach
Ablauf der Einweihungsfeier
Rheinischer Verein für
Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
Zusammenfassung
Rheinischer Verein für
Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.