Im Ennert oberhalb von Oberkassel werden von der Biologischen Station Bonn / Rein-Erft jedes Frühjahr lange Schutzzäune aufgebaut, um die zwischen dem Hardtweiher bei Oberholtorf und dem Dornheckensee wandernden Amphibien vor dem Autoverkehr zu schützen. Wir haben uns bei der Biologischen Station Bonn / Rhein Erft erkundigt, wie die Wanderung der Tiere und die durchgeführten Schutzmaßnahmen ablaufen. Die beigefügten Informationen und Bilder dürfen wir freundlicherweise verwenden – insgesamt drei Schutzzäune sind vorhanden:
Schutzzaun an der Oberkasseler Straße
Seit mittlerweile 20 Jahren betreut die Biologische Station den Amphibienschutzzaun an der Oberkasseler Straße im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Siebengebirge, Teilgebiet Ennert. Die täglichen Kontrollen übernehmen weitgehend ehrenamtliche Helfer*innen, der Station obliegen Auf- und Abbau der 1.500 m Zaun (in zwei Teilabschnitten) mit 58 Fangeimern, einige Kontrollen, die fachliche Betreuung vor allem der erstmals teilnehmenden Helfer*innen sowie die Daten-Dokumentation und –Auswertung. In den 20 Jahren wurden hier fast 14.000 Amphibien vor dem Straßentod gerettet.
2020 wurde der temporäre Schutzzaun am 14. Februar aufgestellt, die Kontrollen erfolgten vom 16. Februar bis 30. März, also über 6,5 Wochen mit 46 Kontrolltagen. Die langjährige Entwicklung der Bestände am Zaun zeigt folgende Abbildung:
Der Wanderverlauf verlief 2020 recht zügig mit zwei Spitzen von 111 Tieren am 24. Februar und nochmals 88 Tieren am 11. März. Schon Mitte März war die Frühjahrswanderung beendet, so dass wir den Zaun am 31. März abbauten.
Die Wanderzahlen sind gegenüber den Vorjahren zurückgegangen und liegen erstmals seit 2006 unter 600 Amphibien: Neben 526 Erdkröten wurden 23 Feuersalamander, 18 Grasfrösche und 8 Molche durch den Schutzzaun aufgefangen, insgesamt also 575 Amphibien.
Berücksichtigt man, dass die am Zaun gefangenen und geretteten Tiere nur einen Teil der gesamten Erdkröten-Population des Dornheckensees ausmachen, handelt es sich um ein auch Nordrhein-Westfalen weit sehr großes und damit überregional bedeutsames Vorkommen.
Schutzzaun Oberholtorf
Wie üblich wurde der etwa 150 m lange und mit 10 Fangeimern bestückte Amphibienschutzzaun bei Oberholtorf nach Aufbau durch die Biologische Station am 14. Februar von mehreren Familien aus dem Ort selbständig betreut. Die Biostation übernimmt dann wieder bei der Auswertung und Dokumentation. Im Jahr 2020 brachen die Bestände nach drei Jahren Aufstieg erneut ein, wie schon in früheren Jahren: Den Hauptteil machte auch hier die Erdkröte mit 255 Individuen aus, weiterhin konnten 16 Molche und 4 Grasfrösche gerettet werden, insgesamt also 275 Amphibien.
Schutzzaun an der Pützchens Chaussee
Seit dem Jahr 2016 wandern auch an der Pützchens Chaussee im FFH- und Naturschutzgebiet (wieder) vermehrt Erdkröten über die stark befahrene Straße, so dass wir mit verstärkter ehrenamtlicher Hilfe seit 2018 dort auch wieder einen Schutzzaun von etwa 300 m mit 25 Fangeimern aufstellen. Zur genauen Historie dieses Schutzzauns findet sich unter www.biostation-bonn-Rheinerft.de im Archiv ein Gutachten der Biostation von 2018.
Im Jahr 2020 gingen auch hier die Zahlen gegenüber 2018 und 2019 zurück: In den Eimern fanden sich 336 Amphibien, davon 264 Erdkröten, 51 Grasfrösche, 6 Molche und erneut 1 Feuersalamander.
Zusammenfassung
Im Jahr 2020 betreute die Biologische Station Bonn / Rhein-Erft mit Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer*innen drei Amphibienschutzzäune im und am Waldgebiet des Ennerts im FFH- und Naturschutzgebiet Siebengebirge. An allen drei Zäunen zusammen wurden 1.186 Amphibien erfasst, davon 1.043 Erdkröten. Seit dem Jahr 2000 wurden damit 24.105 Amphibien vor dem Überfahren gerettet und das Vorkommen im und am Naturschutzgebiet „Siebengebirge“ stabil gehalten.
Gründe für den Rückgang im Jahr 2020 können die beiden sehr trockenen Sommer 2018 und 2019 gewesen sein, die eventuell zu einer erzwungenen Sommerruhe führten und wegen der dadurch fehlenden Nahrungssuche verhinderten, dass die Tiere genug Reserven für den Winterschlaf aufbauen konnten. Wegen der erneuten Trockenheit 2020 erwarten wir sehr gespannt die Zahlen in diesem Frühjahr.
Da die Amphibienschutzzäune jedes Jahr betreut werden, hoffen wir weiterhin auf engagierte Helfer*innen! Interessierte werden gebeten, sich bei der Biologischen Station Bonn / Rein-Erft zu melden, damit auch in den kommenden Jahren die drei Schutzzäune und die dort wandernden Amphibien gut bei ihrer Straßenquerung betreut werden können:
Telefon: 0228 / 2495-794 (AB) oder -803
E-Mail: info@biostation-bonn-rheinerft.de
Internet: www.biostation-bonn-rheinerft.de